Eine Herrenhausruine und ein Landschaftspark in Pansevitz auf Rügen

Denkmal des Monats Februar 2009

Pansevitz Herrenhausruine.jpgDetails anzeigen
Pansevitz Herrenhausruine.jpg

Abb. 1: Pansevitz, Herrenhausruine

Abb. 1: Pansevitz, Herrenhausruine

Im Westteil der Insel Rügen zwischen Bergen und Gingst liegt eine ehemalige Gutshofanlage, die in einen weiträumigen Landschaftspark eingebettet ist. Die historische und künstlerische Bedeutung dieser Anlage und die Notwendigkeit eines sensiblen Umgangs mit den verbliebenen Teilen wurden nach der politischen Wende 1990 erkannt. Die daraus resultierende Verantwortung für eine Instandsetzung, den Erhalt und die öffentliche Nutzung der Anlage wird von dem Verein Insula Rugia e.V., der Allianzstiftung, Privatpersonen und öffentlichen Einrichtungen engagiert übernommen. Die Familie des Alteigentümers Graf Knyphausen hatte die Anlage nach 1990 erworben und dem Verein Rugia e.V. notariell übertragen. 2007 erfolgte die Gründung einer Stiftung Schlosspark Pansevitz.

Die erhaltenen Ruinenreste des Herrenhauses gehören zu einer Anlage aus der Zeit des 17. Jahrhunderts, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts umgebaut und 1858/59 im Stil der Deutschen Renaissance erweitert und weitgehend neu errichtet wurde. Das Gut Pansevitz war das Stammgut der Familie von Krassow, die hier vom 14. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ansässig war. Die männliche Linie starb mit Karl Reinhold Graf von Krassow 1892 aus und das Gut gelangte an die zweite Tochter Luise, verheiratet mit Edzard Fürst zu Inn- und Knyphausen aus Lütetsburg in Ostfriesland. Nach der Enteignung der Familie Knyphausen im Zuge der Bodenreform erfolgte eine Verteilung des Landes an Neusiedler. Im Gutshaus fanden zahlreiche Umsiedler- und Flüchtlingsfamilien eine Unterkunft.

Am Herrenhaus wurden keine Bauunterhaltungsmaßnahmen vorgenommen, das Gebäude verwaiste nach und nach. Während an dem Torhaus in den Jahren 1958/59 Sanierungsarbeiten durchgeführt wurden, stufte man das schlossartige Gutshaus unter fadenscheinigen Gründen als nicht mehr rettbar ein. Die letzten Mieter wurden gezwungen, das Haus frei zu ziehen. Das Gebäude wurde bereits 1960 zur Gewinnung von Steinmaterial freigegeben und verkam zur Ruine. Nur noch wenige aufstehende Mauerteile sind erhalten geblieben, deren ursprüngliche Qualität mit dem Kernbau aus klosterformatigen Backsteinen und den Überformungen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts noch heute ablesbar ist (Abb. 1). Prägend ist der signifikante Turm als weit sichtbares Zeichen einstiger architektonischer Pracht (Abb. 2). Neben ihrem historischen und architektonischen Zeugniswert für die Zeit des 17. Jahrhunderts und des 19. Jahrhunderts ist die Ruine auch ein trauriges und sehr signifikantes Beispiel für den Umgang mit den feudalen Herrenhäusern in der Zeit von 1945-1990.

Das Konzept einer Investorengruppe, das die Errichtung einer Großhotelanlage in Pansevitz vorsah, wurde glücklicherweise nicht realisiert. Das aktuell verfolgte Konzept sieht vor, die überkommenen Teile der Park- und Gutsanlage im denkmalpflegerischen Sinne zu sanieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Das Kavalierhaus, ein gegen Ende des 18. Jahrhunderts erbautes Fachwerkgebäude, das die ehemalige Gutshofanlage nach Osten abschließt, wurde in den Jahren 1998- 1999 einer grundlegenden Sanierung unterzogen und dient heute als Ferienhaus.

Die Sanierung des Schlossparks war eines von drei Projekten in dem Projekt "Lebensräume - Revitalisierung des Naturraumes Duvenbeek-Lanzengraben auf Rügen", das als Exponat der Expo 2000 aufgenommen wurde. Die Maßnahmen umfassten eine erste Grundinstandsetzung, die wesentlich mit Mitteln der Allianz Umweltstiftung und unter Beteiligung privater und öffentlicher Institutionen gefördert wurde. Der rund 39 Hektar umfassende Schlosspark ist aus gestalterischen Gründen und aufgrund seiner dendrologischen Besonderheiten ein Denkmal der Garten- und Landschaftsgestaltung von besonders hoher Bedeutung (Abb. 3). Er zählt zu den bedeutendsten Anlagen auf der Insel Rügen.

Die Kernanlage umfasst rund 13 Hektar, daran schließt sich ein Waldgebiet an. Die gebäudenahen, formal angelegten Bereiche entstanden bereits während der Barockzeit. Um 1800 erweiterte man den Park durch zwei große Lindenalleen in Verlängerung der beiden Hauptachsen nach Norden und Osten. Teile der Alleen sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts nachgepflanzt worden. Im 19. Jahrhundert wurde der Park von einer barocken Anlage in einen Landschaftspark umgewandelt, dabei wurden die seitlich der Allee gelegenen Waldflächen einbezogen. Vermutlich in dieser Zeit entstanden auch der Wundersee mit der Liebesinsel, der Herzteich und der Nierenteich. In den Wiesen pflanzte man in dieser Zeit dendrologisch bedeutende Einzelbäume an. Die der Grundsanierung folgenden Maßnahmen umfassen den Aufbau und die Unterhaltung eines Wegenetzes, die Errichtung von Brücken und Gartenmöblierungen sowie die Neuanpflanzung von Bäumen. Das gartendenkmalpflegerische Anliegen ist dabei vorrangig originale Gehölzbestände und Strukturen herauszuarbeiten und die gewonnenen Parkräume zu erhalten und eine neue Baum- und Gehölzpflanzung dem Charakter des historischen Parks angemessen durchzuführen. Teile des Landschaftsparks werden seit 2006 für Urnenbestattungen genutzt. Die durch die Nutzung als Friedwald eingenommenen Gelder ermöglichen es zukünftig die relativ hohen Kosten für die Parkpflege zu gewährleisten. Darum gilt der Park Pansevitz als der am besten gepflegten auf Rügen.

An den Ruinen des Herrenhauses, des westlich gelegenen Torhauses und des ehemaligen Brauhauses und Pferdestalls im Süden wurden 2001 Beräumungen vorgenommen, leider ohne eine bauhistorische Dokumentation, so dass damit wertvolles Kulturgut ohne Nachweis zerstört ist. Nach einer Intervention des Landesamtes für Denkmalpflege vereinbarte man, die notwendigen Beräumungen und Sicherungsarbeiten an den Ruinen zukünftig unter fachkundiger Anleitung durchzuführen.

Im Jahr 2008 wurden zwei Diplomarbeiten fertig gestellt, die eine Sicherung und Nutzbarmachung der Ruine in Pansevitz zum Thema haben. Es handelt sich um die Arbeiten von Annika Köster und Daniel Hülseweg (Technische Universität Berlin, September 2008): "Schlossruine und Park Pansevitz. Konzept zum Erhalt eines denkmalgeschützten Ensembles" und von Malgorzata Marlinska (Fachhochschule Oldenburg, März 2008): "Schlossruine Pansevitz - ihre Vergangenheit und ihre Zukunft". Die ausgezeichnete Diplomarbeit von M. Marlinska, die eine umfassende Quellensammlung enthält und sich durch einen sensiblen Umgang mit der erhaltenen Denkmalsubstanz und in der Gestaltung kubischer Neubauten durch eine innovative und zurückhaltende Herangehensweise auszeichnet, wurde mit dem 1. Preis des Weser-Ems-Wissenschaftspreises 2008 ausgezeichnet.

Im Winter 2008/09 wurden die dringend notwendigen Mauerwerkssicherungen insbesondere am Turm und am Giebel durchgeführt. Alle historisch noch vorhandenen Putze und eine erhaltene Giebelwand konnten erhalten und gesichert werden. Im Nordturm, einem ehemaligen Treppenturm, wird bis etwa März 2009 eine Spindeltreppe aus Stahl mit einer Aussichtsplattform im Turmkopf in der Form eines Treppenpodests eingebaut werden.

Nach der Instandsetzung wird an der weiteren Entwicklung der Ruine und an einem wirtschaftlich tragfähigen Gesamtkonzept gearbeitet. Ideen zu realisierbaren Konzepten sind in den genannten Diplomarbeiten ausgearbeitet worden.

Beatrix Dräger

Denkmal des Monats Februar 2009

Eine Herrenhausruine und ein Landschaftspark in Pansevitz auf Rügen

Denkmalschutz­behörden

Untere_Denkmalschutzbehoerden.jpg (Interner Link: Untere Denkmalschutzbehörden)

Ihre Ansprechpartner in den Landkreisen, kreisfreien und großen kreisangeh..

Untere Denkmalschutzbehörden

UNESCO-Welterbe-Bewerbung

Infobox welterbe-bewerbung-schweriner-schloss-370x206.jpg (Externer Link: www.welterbe-bewerbung-schwerin.de)

"Residenzensemble Schwerin - Kulturlandschaft des romantischen Historismus"

www.welterbe-bewerbung-schwerin.de

Rechtsvorschriften

E-Mail Tastatur Paragraf (Interner Link: Rechtsvorschriften)

Hier finden Sie die Rechtsvorschriften der Landesdenkmalpflege.

Rechtsvorschriften