Musikwissenschaftliches Projekt "PopPrints" erforscht Salonmusikbestände der Landesbibliothek
Wie gestaltete und veränderte sich die populäre Musikkultur in der Zeit des Nationalsozialismus und Austrofaschismus, bzw. in den unmittelbaren Jahren davor und danach? Wie agierten die Musikindustrie, Musikschaffende, Konzert- und Theaterbetriebe unter dem politischen und ideologischen Druck, dem sie ausgesetzt waren, und welche Auswirkungen hatte das auf die Produktion von Schlagern, Revuen, Operetten und Musikfilmen jener Zeit?
Mit diesen Fragen befasst sich das internationale Forschungsprojekt „PopPrints: The Production of Popular Music in Austria and Germany, 1930–1950”, das seit April 2024 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und vom Österreichischen Wissenschaftsfonds mit ca. 700.000 Euro gefördert wird.
Insgesamt neun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz, der Paris Lodron Universität Salzburg und an der Universität Greifswald beschäftigt sind, werden in den kommenden drei Jahren mehrere Teilprojekte bearbeiten. Geplant sind Studien zur Musikverlagsindustrie (1), der Musikfilmproduktion (2), der Songproduktion (3), dem Musiktheater (4) und den Inszenierungen des Körpers (5) in der Zwischen- und Nachkriegszeit.
Als Hauptquellenbasis dienen die Bestände aus drei Partner-Einrichtungen: der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker, dem Archiv des Dreiklang-Dreimasken Bühnen- und Musikverlag in Berlin und dem historischen Notenarchiv der österreichischen Verwertungsgesellschaft AKM (Autoren, Komponisten, Musikverleger).
Im November 2024 hat das dreiköpfige Team aus Greifswald, Prof. Dr. Gesa zur Nieden, Dr. Franziska Kollinger und José Gálvez, unterstützt von den beiden studentischen Hilfskräften Theo Zerche und Konstantin Becker, mit der Vor-Ort-Sichtung der Schweriner Bestände begonnen.
Aktuell liegt der Schwerpunkt auf einer umfangreichen Notensammlung mit Tanz- und Unterhaltungsmusik für Salonorchesterbesetzung, die bisher noch nicht im Detail katalogisiert, sondern nur grob geordnet ist. Sie bietet einen reichen Fundus an Verlagspublikationen aus dem untersuchten Zeitraum. Darüber hinaus besteht ihr Quellenwert auch darin, dass sich die einzelnen Musikalien durch Vorbesitzerstempel und andere Provenienzmerkmale verschiedenen Orchestern und Ensembles zuordnen lassen.