Ein Neubau für das Schweriner Archiv

Archivalie des Monats August 2013

"Rist zu einem Archiv des Herzogthums Meklenburg=Suerin", Quelle: LHAS 2.14-1 Herzogliche Archive/Tabularia, Nr. 17Details anzeigen
"Rist zu einem Archiv des Herzogthums Meklenburg=Suerin", Quelle: LHAS 2.14-1 Herzogliche Archive/Tabularia, Nr. 17

"Rist zu einem Archiv des Herzogthums Meklenburg=Suerin", Quelle: LHAS 2.14-1 Herzogliche Archive/Tabularia, Nr. 17

"Rist zu einem Archiv des Herzogthums Meklenburg=Suerin", Quelle: LHAS 2.14-1 Herzogliche Archive/Tabularia, Nr. 17

Die Unterschriebenen überfällt ein Schauder, so oft sie bedenken, daß das schöne herzogliche Haupt-Archiv, die einzige wahre Schatz-Cammer des herzoglichen Hauses, in unerhörter Weise in einem herzoglichen Schloße, darinn sich an die hundert Feuer-Stellen befinden, täglich in der größesten Gefahr stehe.

Es war im Jahr 1771, das mit diesem Appell versucht wurde, Herzog Friedrich von Mecklenburg zu bestimmen, dem Archiv, das bislang im Schweriner Schloss untergebracht war, ein eigenes Gebäude zuzuweisen. Eine konkrete Lösung bot sich zu der Zeit an, da die Justizkanzlei aus ihrem alten Gebäude in der Burgstraße (jetzt Schloßstraße) unmittelbar am Burgsee, dem "Alten Garten" gegenüber aus- und in das gerade angekaufte Timmermannsche Haus in der Neustadt einziehen sollte. Damit hätte vermieden werden können, dass das Haus leersteht. Doch ganz so einfach war die Umnutzung des Gebäudes nicht zu bewerkstelligen – und damit auch nicht ganz so kostengünstig.

Nach mehrfacher Prüfung sprachen die Feuchtigkeit des Mauerwerks, die bereits die Justizakten hatte modern lassen, und die Instabilität des Hauses nach Umbauten gegen die Verwendung als Archiv, die weitere Baumaßnahmen, vor allem die Einrichtung eines feuerfesten Gewölbes und Daches, erfordert hätte. Auch die Alternativ-Empfehlung, das Gebäude niederzureißen und an gleicher Stelle mit den alten Baumaterialien ein neues zu errichten, wurde als nicht durchführbar verworfen, da der Bauplatz zu klein wäre, um alle Archivalien unterbringen zu können und noch Raum für Zuwachs zu bieten.

Stattdessen wurde der Vorschlag unterbreitet, auf dem Platz vor dem Regierungsgebäude auf dem Bischofshof einen Neubau für das Archiv zu errichten. Hierbei handelte es sich nicht nur um eine vage Idee, sondern bereits um sehr konkrete Planungen, für die ein Riss, ein Lageplan und ein Kostenvoranschlag angefertigt wurden (LHAS 2.14-1 Herzogliche Archive/Tabularia, Nr. 17). Ein Stallgebäude sollte versetzt werden, um Platz für das Archiv zu schaffen, das 188 Fuß lang und 54 Fuß breit werden sollte. Gerechnet wurden mit Kosten von 6827 Reichstalern 39 für alle Materialien, Arbeitslöhne und Transportkosten sowie ca. 800 Reichstalern für die Verlegung des Stalls. Der Architekt entwarf für den Archivneubau ein langgestrecktes, eingeschossiges Gebäude mit einem traufständigen Walmdach. Für die Fassade zeichnete er zwei Varianten, abhängig davon, ob "die Wiederlagen der Gewölbe innerhalb, oder ausserhalb der Mauer liegen." Vom Eingangsbereich konnte man laut Bauplan rechts und links jeweils in die Magazine gelangen, für die bereits insgesamt 26 Regale eingeplant waren. Für die Urkunden waren zwei Räume vorgesehen, wo sie in Schubladen und Schränken aufbewahrt werden sollten. Alternativ könnte einer der Räume als Leseraum für Benutzer dienen. Den Archivaren stand ein Schreibzimmer zur Verfügung. Auf höchsten Befehl wurden die Pläne allerdings nicht ausgeführt, sondern erst einmal ersatzlos ad acta gelegt.

Die nächsten 60 Jahre blieb alles beim Alten. Statt eines Archivs wurde 1897 auf dem Gelände das Post- und Telegrafenamt erbaut, das noch heute zwischen Mecklenburgstraße und Bischofsstraße steht. Das Archiv zog 1835 in das neuerrichtete Kollegiengebäude mit ein. Einen Neubau erhielt es erst 1911 an seinem jetzigen Standort an der Graf-Schack-Allee. Heute erstellen Planungsgruppen wieder Gutachten, Baupläne und Kostenvoranschläge, um eine neue "Schatz-Cammer" zu errichten und den Archivalien des Landes zukünftig in dem in Planung befindlichen Depotgebäude des Landesamts für Kultur und Denkmalpflege einen sicheren, würdigen Aufbewahrungsort zu schaffen.

Dr. Antje Koolman

Archivalie des Monats August 2013

Ein Neubau für das Schweriner Archiv