Übergabe historischer Kranken- und Verwaltungsakten aus der Carl-Friedrich-Flemming-Klinik Schwerin an das Landeshauptarchiv

Spiegel der Landesgeschichte

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Übergabe historischer Kranken- und Verwaltungsakten aus der Carl-Friedrich-Flemming-Klinik Schwerin an das Landeshauptarchiv

Übergabe historischer Kranken- und Verwaltungsakten aus der Carl-Friedrich-Flemming-Klinik Schwerin an das Landeshauptarchiv

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Im Verlauf dieses Jahres wurde von der Carl-Friedrich-Flemming-Klinik der historische Aktenbestand an das Landeshauptarchiv aufgrund eines Schenkungsvertrags mit dem Betreiber, den Helios-Kliniken Schwerin GmbH, übergeben. Es handelt sich hierbei um Verwaltungsakten sowie um Patientenakten der früheren Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg bzw. der späteren Bezirksnervenklinik Schwerin vom 19. Jahrhundert bis in die DDR-Zeit. Zuletzt wurden die Akten von Mitgliedern des Vereins "Freundeskreis Sachsenberg" betreut, die sich gemeinsam mit dem ärztlichen Direktor Herrn Professor Dr. Broocks maßgeblich für die Übergabe an das Landeshauptarchiv eingesetzt habe.

Recherchen ergaben, dass Teile der Aktenbestände des 19. Jahrhunderts im Jahr 1945 nach mehrjähriger inadäquater Lagerung und im Jahr 1959 durch eine teilweise Freigabe von Akten für eine Altpapieraktion vernichtet wurden, daher sind die Aktenbestände nicht lückenlos. Patientenakten von Euthanasieopfern werden z. T. überdies zentral in Berlin aufbewahrt. Die jetzt übergebenen Akten fügen sich nahtlos in den Bestand "Direktion und Kuratorium der Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg" ein, der als Splitterüberlieferung schon früher an das Landeshauptarchiv gelangt war. Ein paar Lücken können durch die erfolgte Zusammenführung nun geschlossen werden.

Unter den erhaltenen Archivalien finden sich historische Schätze wie die Personalakte des ersten Direktors Carl Friedrich Flemming, dessen Name die Klinik heute trägt, des Verwaltungsinspektors und Volksdichters Rudolf Tarnow, Bauunterlagen, Fotoalben, Jahresberichte der Klinik, eine umfangreiche Gutachtensammlung über Betroffene des Erbgesundheitsgesetzes während der Zeit des Nationalsozialismus und fast lückenlos erhaltene Klinikleitungsprotokolle aus der DDR-Zeit.

Die Erschließung des umfangreichen Bestandes wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Nachdem die Akten geordnet und verzeichnet sind, werden sie öffentlich zugänglich sein, soweit die gesetzlichen Auflagen zum Schutz personenbezogener Daten es gestatten. Die Wahrung der Persönlichkeitsrechte speziell bei den Patientenakten muss gewährleistet werden, so dass bei der einzelnen Benutzung zu prüfen sein wird, ob die Einwilligung der Betroffenen oder ihrer Hinterbliebenen vorliegt oder ob zur Ermöglichung wissenschaftlicher Forschung andere Formen wie die Anonymisierung der Daten angewandt werden.

Mit den Akten der Carl-Friedrich-Flemming-Klinik konnte ein Archivbestand für das Landeshauptarchiv gewonnen werden, der von großer Bedeutung für die Erforschung der Medizingeschichte, speziell der Geschichte der Psychiatrie und Psychotherapie, in Mecklenburg ist.

Dr. Antje Koolman, 10.12.2010