Franzburg: ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude?

Denkmal des Monats März 2009

Franzburg, Petersstraße 1–2, OstansichtDetails anzeigen
Franzburg, Petersstraße 1–2, Ostansicht

Abb. 1: Franzburg, Petersstraße 1–2, Ostansicht

Abb. 1: Franzburg, Petersstraße 1–2, Ostansicht

Die Geschichte der Stadt Franzburg ist unmittelbar mit dem 1587 erstmals als "Frantzenburgh" erwähnten Schloss verbunden, das Herzog Bogislaw XIII. von Pommern zu Ehren seines Schwiegervaters, Herzog Franz von Braunschweig-Lüneburg, nach der Reformation und der 1535 erfolgten Säkularisierung des Zisterzienserklosters Neuenkamp als vierflügelige Anlage mit hohem Turm errichten ließ. Das nach Stettin und Wolgast drittgrößte Schloss der pommerschen Herzöge umschloss einen Innenhof von rund 40 x 50 m.

Der südliche Querhausflügel der ehemaligen Klosterkirche wurde als Schlosskirche genutzt und nach dem Vorbild der Torgauer Schlosskapelle umgebaut.

Der Ort erhielt vor allem offenbar infolge der durch Bogislaw initiierten Ansiedlung von Tuchmachern 1587 Stadtrecht. Als Bogislaw 1605 zugunsten seines in Wolgast regierenden Neffen Philipp Julius auf den Thron verzichtete, musste dieser ihm eine beträchtliche Summe für ausgeführte Bauten an den Schlössern in Barth und Franzburg überlassen.

1628 wurde Franzburg durch Truppen Wallensteins geplündert und verwüstet. Das Gebiet wurde 1631 durch den Schwedenkönig Gustav Adolf zurückerobert, so dass Franzburg für fast 200 Jahre schwedisch blieb. Das zerstörte Schloss wurde 1660 auf Weisung des schwedischen Gouverneurs Peter Appelmann abgerissen und die Steine angeblich für den Bau seines Palais in Stralsund verwendet.

1721 wurde Franzburg Sitz der Distrikthauptmannschaft für den Bereich zwischen Barth, Tribsees und Grimmen. Stadtbrände sind für 1736 und 1758 nachgewiesen. Im 18. Jahrhundert entstand für den Amtshauptmann das königlich-schwedische Amtsgebäude. Seit dem Übergang Neuvorpommerns und Rügens an Preußen 1815 war Franzburg Sitz des Landrates und des Amtsgerichts für den gleichnamigen Kreis.

Erst 1876 wurden die letzten Reste des Schlosses angeblich abgetragen.

Zwischen Kirche und Rathaus befindet sich ein durch seine Größe und sein Mauerwerk als wichtiger frühneuzeitlicher Bau zu erkennender Massivbau. Der zweigeschossige, aus Backstein- und Feldsteinmauerwerk errichtete Bau mit Mezzanin und Walmdach besitzt einen jüngeren, etwas niedrigen Anbau aus Backsteinmauerwerk, in dem sich im Erdgeschoss Arrestzellen des 19. Jahrhunderts befinden. Auf der Südwestseite besitzt das Gebäude einen rechteckigen Anbau, der einen Wendelstein aufnimmt. Zwei geradläufige, nach Osten ausgerichtete Treppenanlagen, über eine Diele mit Unterzügen verbunden, erschließen das Obergeschoss und die Speicherböden. Wie am Außenmauerwerk zu sehen ist, wurde einer der beiden Eingänge verändert. Die rückwärtig erschlossene Teilunterkellerung befindet sich in der nördlichen Gebäudehälfte und war ehemals offenbar von der Diele aus zugänglich.

In Vorbereitung einer schrittweisen Umnutzung des mittleren Bereiches zu einer städtischen Galerie erfolgte nun eine erste bauarchäologische Analyse durch den Bauforscher Dirk Schumann. Infolge einer dendrochronologischen Untersuchung konnten mehrere Bauphasen bestimmt werden. Offenbar wurde der Bau demnach um 1591 errichtet, um 1771 erfolgten offenbar massive Umbauten oder Reparaturen, etwa 1811 erfolgte eine klassizistische Überformung, abermalige Umbauten sind um 1900 zu verzeichnen.

Eine Identifizierung des Gebäudes anhand der Stralsunder Bilderhandschrift von 1613 oder der Lubinschen Karte von 1618, ausgehend von dem verbliebenen Querhausfragment der ehemaligen Zisterzienserkirche wurde versucht. Demnach war es wohl das dreigeschossige und größte Gebäude des vor dem Schloss und der Kirche gelegenen ehemaligen Wirtschaftshofes. Im Zuge der restauratorischen Befunduntersuchung durch Hans-Henning Baer sind bereits neue Erkenntnisse zur Raumausstattung und damit zur Nutzung der durch Fachwerkwände strukturierten Räume im Erdgeschoss erzielt worden.

Die nun folgende Sanierung, die – durch fördertechnische Vorgaben schon jetzt absehbar – leider unter hohem Zeitdruck erfolgen wird, soll diese Befunde erhalten und sichern. Ziel wird es sein, das Gebäude schrittweise zu sanieren, um den für Franzburg und Vorpommern wichtigen Schatz zu heben, zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Dr. Jan Schirmer

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