"Musik liegt in der Luft...": Archäologisch nur schwer nachweisbar

Fund des Monats Januar 2008

Neuzeitliche Okarina aus ParchimDetails anzeigen
Neuzeitliche Okarina aus Parchim

Neuzeitliche Okarina aus Parchim

Neuzeitliche Okarina aus Parchim

Der archäologische Nachweis von Musikinstrumenten gelingt in der Regel nur sehr selten. Mit Funden aus Parchim und Schwerin sind die Mundharmonika und die Okarina erstmals in mecklenburgischen Fundinventaren nachgewiesen. Sie belegen den volkstümlichen Charakter der Musik und die Musikmode in der frühneuzeitlichen Hausmusik.

Bei der Dokumentation von Pfostenreihen und Pfahlbündeln einer frühneuzeitlichen Holzbrücke über den Färbergraben im Bereich des Wasserbergs in Parchim, Landkreis Parchim, wurden aus einer frühneuzeitlich/neuzeitlichen Verfüll- und Aufplanierungsschicht des Färbergrabens zwei Fragmente von Musikinstrumenten geborgen. Diese Schicht datiert in die Mitte des 19. bis ins erste Viertel des 20. Jahrhunderts, wie die dort eingelagerte Keramik, frühneuzeitliche rottonige innen glasierte Irdenwarescherben von Grapen und hohen Tellern, Steinzeug- und Steingutscherben, Bunzlauer Keramik, eine Fayencescherbe und Porzellan, zeigt.

Die Okarina ist eine tönerne, länglich eiförmige Gefäßflöte mit einem Schnabelmundstück und bis zu zehn Grifflöchern. Sie gehört zu den Volksmusikinstrumenten. Das in Parchim gefundene Bruchstück aus braunem, fein geschlämmtem Ton (Abb. 1) hat noch sieben Grifflöcher. Von dem aus zwei Schalen zusammengesetzten Instrument blieb die obere erhalten. Abgesehen von den Grifflöchern ist auch das Mundstück partiell bewahrt geblieben. Unterhalb eines Grifflochs ist eine Größen- oder Tonbezeichnung G 6 eingestempelt. Auf dem neuzeitlichen, industriell gefertigten Exemplar befinden sich zwei Stempel, von denen der runde wohl eine Auszeichnung auf einer Ausstellung wiedergibt, der andere den Hersteller benennt. Auf dem runden Stempel ist mittig ein Handwerker zu erahnen, umlaufend der Schriftzug EXHIBITION zu sehen. Auf dem ovalen Herstellerstempel lässt sich der Hersteller H.FIEHN entziffern. Vage ist die Jahreszahl 1889.

Eine bei Ausbaggerungsarbeiten im Schlossgarten der Landeshauptstadt Schwerin entdeckte Okarina (Abb. 2) gelangte wohl mit der Verklappung des Bauschutts vom Großen Moor, einem historischen Stadtbereich Schwerins, hierher. Sie zeigt bereits zwei runde übereinander liegende Stempel von Ausstellungsauszeichnungen sowie einen ovalen Herstellerstempel mit dem Zertifikat "Made in Germany", der dieses Stück in das 20. Jahrhundert setzt. Das Instrument besteht aus hellem Ton mit schwarzer Bemalung. Die Flötenlöcher sind mit Buchstaben und Zahlen markiert.

Ebenfalls nur als Bruchstücke kam in Parchim eine große Mundharmonika ans Tageslicht. Sie ist aus einem 24,5 x 5,4 x 0,7 cm großen Buchenbrettchen hergestellt, in das die zweizeiligen Windkanäle auf beiden Seiten ausgefräst sind. Auf einer Seite blieb die darauf montierte geschlitzte Messingplatte erhalten, auf der die Stimmplättchen genietet waren (Abb. 3). Das Spielen auf der Mundharmonika beginnt wohl erst im frühen 19. Jahrhundert. Die Beliebtheit dieses Instruments hält bis in die jüngste Neuzeit an. – Hier sei nur an den Song "Blowin’ in the Wind" erinnert, mit dem Bob Dylan die Mundharmonika in der Popmusik hoffähig machte.

Dr. Frank Wietrzichowski

Fund des Monats Januar 2008

"Musik liegt in der Luft...": Archäologisch nur schwer nachweisbar