Überwundene Grenzen - Landwehren in Mecklenburg-Vorpommern

Fund des Monats November 2019

Abb. 1. Sternberg, Lkr. Ludwigslust-Parchim. Seen und Niederungen bilden einen natürlichen Schutz der Stadtfeldmark. An einem Bachlauf im Südosten wurden zusätzlich drei parallele Wälle errichtet, um den Verkehr in Richtung Güstrow zu kontrollieren. Einziger Durchlass war ein Hohlweg, der im Relief noch deutlich zu erkennen ist. Der heutige Verkehr fließt auf der B 104 nördlich vorbei.Details anzeigen
Abb. 1. Sternberg, Lkr. Ludwigslust-Parchim. Seen und Niederungen bilden einen natürlichen Schutz der Stadtfeldmark. An einem Bachlauf im Südosten wurden zusätzlich drei parallele Wälle errichtet, um den Verkehr in Richtung Güstrow zu kontrollieren. Einziger Durchlass war ein Hohlweg, der im Relief noch deutlich zu erkennen ist. Der heutige Verkehr fließt auf der B 104 nördlich vorbei.

Abb. 1. Sternberg, Lkr. Ludwigslust-Parchim. Seen und Niederungen bilden einen natürlichen Schutz der Stadtfeldmark. An einem Bachlauf im Südosten wurden zusätzlich drei parallele Wälle errichtet, um den Verkehr in Richtung Güstrow zu kontrollieren. Einziger Durchlass war ein Hohlweg, der im Relief noch deutlich zu erkennen ist. Der heutige Verkehr fließt auf der B 104 nördlich vorbei.

Abb. 1. Sternberg, Lkr. Ludwigslust-Parchim. Seen und Niederungen bilden einen natürlichen Schutz der Stadtfeldmark. An einem Bachlauf im Südosten wurden zusätzlich drei parallele Wälle errichtet, um den Verkehr in Richtung Güstrow zu kontrollieren. Einziger Durchlass war ein Hohlweg, der im Relief noch deutlich zu erkennen ist. Der heutige Verkehr fließt auf der B 104 nördlich vorbei.

Kaum ein Bundesland besitzt so viele obertägig sichtbare archäologische Denkmäler wie Mecklenburg-Vorpommern. Zu den weniger bekannten Anlagen dieser Art zählen die Landwehren und Stadtwälle, obwohl sie gleich nach den Kirchen und Stadtmauern zu den aufwändigsten kommunalen Bauprojekten des Mittelalters gehören. In der Geschichtsschreibung spielen sie kaum eine Rolle, da sie nur selten und dann auch nur beiläufig erwähnt wurden.

Durch die Vermessung des gesamten Bundeslandes mit Airborne-Laserscan liegen inzwischen hochauflösende Daten (auch als LIDAR-Daten bezeichnet, LIDAR = light detection and ranging) vor, die es ermöglichen, archäologische Denkmäler in ihrer Lage, Ausdehnung und Größe genau zu erfassen. Auch Denkmäler, die heute in Wäldern liegen, lassen sich mit diesem Verfahren sichtbar machen, was einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem klassischen Verfahren der Flugprospektion ("Luftbildarchäologie") darstellt. Im Jahr 2018 ließ das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern die LIDAR-Daten in Bezug auf Landwehren systematisch auswerten, wodurch auch einige bisher unbekannte Teilabschnitte erfasst werden konnten.

Landwehren bestanden aus einem oder mehreren Wällen, die von Gräben begleitet wurden. Ursprünglich war auf ihnen dichtes Dornengestrüpp angepflanzt, welches die Landwehren zu undurchdringlichen Hindernissen werden ließ. Die oft mehrere Kilometer langen Landwehren konnten natürlich nicht unmittelbar verteidigt werden. Ihre Aufgabe war es lediglich, den Feind aufzuhalten bzw. dessen Flucht zu erschweren und den Verkehr an den Durchlässen zu kanalisieren. Ganz nebenbei wurden die Landwehren zur unverrückbaren Markierung der Stadtgrenzen. Gelegentlich findet man auf den Wällen neuzeitliche Grenzsteine.

In der frühen Neuzeit verloren viele Landwehren ihre Funktion als Territorial- und später auch als Rechtsgrenzen. Darin spiegelt sich die Durchsetzung einheitlicher Rechtsverhältnisse in den Herzogtümern, die den bis dahin bestehenden Flickenteppich unterschiedlichster Regelungen in kleinen und kleinsten Territorialeinheiten und damit auch die besonderen Rechtsverhältnisse in den selbstbewußten Städten allmählich ablöste. Auch zur Durchsetzung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit standen im Zeitalter der Aufklärung mit "Policeyordnungen" und dem Aufbau einer effektiven Verwaltung andere Instrumente zur Verfügung. Schließlich wurde das System der ursprünglich an den Landwehren erhobenen Wegezölle und -abgaben mit dem Chausseebau zu Beginn des 19. Jahrhunderts grundlegend umstrukturiert.

Von den meisten Landwehren wissen wir heute nur, weil sie sich als Bodendenkmal erhalten haben. Sie fügen sich damit in die Reihe längst überwundener Grenzen ein, die zu ihrer Zeit unentbehrlich waren oder zumindest dafür gehalten wurden. Jüngstes Beispiel in unserem Gebiet ist die innerdeutsche Grenze, die ebenfalls nur noch als (Boden-)Denkmal existiert.

Die Abbildungen zeigen typische Beispiele von Landwehren in Mecklenburg-Vorpommern. Mehr oder weniger gut erhaltene Abschnitte von Landwehren gibt es weiterhin in Friedland, Grabow, Malchin, Neustadt-Glewe, Pasewalk (seit 1354 zugleich Landesgrenze zur Mark Brandenburg), Penzlin, Teterow, Waren und Wismar.

Dr. Fred Ruchhöft

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